Im Urlaub ist es wie zu Hause: die einen lieben das Kochen und freuen sich, ihrem Hobby mit etwas mehr Zeit nachgehen zu können. Die anderen sehen die Essenszubereitung als Arbeit und wollen im Urlaub nicht so lange am Herd stehen. Beide Fraktionen sind in einem Ferienhaus bestens aufgehoben, denn dank seiner guten Ausstattung sind weder schnelle noch aufwändige Gerichte ein Problem. Und die meist vorhandene Geschirrspülmaschine sorgt auch bei den Aufräumarbeiten nach dem Urlaubsmahl für gute Laune. Vielleicht sind die Küchen das wirklich große Plus der Ferienhäuser im Norden, ob an Dänemarks und Norddeutschlands Sandstränden, an schwedischen Seen oder im norwegischen Fjell. Auf jeden Fall unschlagbar ist die Kombination aus feiner Küchentechnik mit den regionalen Produkten aus einer sauberen, intakten Natur.
Fischliebhaber sind in Dänemark im Land ihrer Träume. Fischläden oder –buden bieten in vielen kleinen Häfen die ganze Palette des Tagesfangs, von rødspætte (Scholle) bis torsk (Dorsch), alles superfrisch. Dazu gibt es vielleicht einige Kartoffeln, die besten kommen von der Insel Samsø, dem Kartoffelparadies mitten im Kattegat, und etwas Salat. Wer mag, kann sich dazu Petersiliensauce oder einen Klecks Remoulade genehmigen, das schmeckt dann richtig nach Sommerurlaub. Kompliziert ist die Zubereitung nicht, und mit Pfannen und Töpfen sind alle Ferienhausküchen gut versorgt. Serviert wird je nach Wetterlage auf der Sonnenterrasse oder am Esstisch im Haus, der von der meist offenen Küche schnell bedient werden kann. Wer es gern ganz klassisch dänisch möchte, kann als Dessert noch etwas rødgrød med fløde (rote Grütze mit Sahne) reichen, auch wenn sich ausländische Kunden beim købmand beim Bestellen dieses Zungenbrechers eigentlich nur blamieren können.
Diese Menüfolge passt auch recht gut zur neuen Nordischen Küche, mit der Dänemark und andere skandinavische Länder seit einigen Jahren international Furore machen. Mit Michelin-Sternen dekorierte dänische Restaurants gibt es inzwischen nicht nur in Kopenhagen, sondern auch in der Provinz, auf Bornholm oder in Henne Kirkeby an der Nordseeküste. In einer Zeit, in der alle gewöhnt sind, alles zu jeder Jahreszeit überall essen zu können, haben sich viele dänische Köche ihrer Wurzeln besonnen. Statt Zutaten aus Peru oder Neuseeland nach Dänemark zu fliegen, nutzen sie heimische Zutaten und kombinieren traditionelle Gerichte mit neuen modernen Zubereitungsweisen.
„Der“ Brugsen oder andere große Supermärkte sind meist gut ausgestattet, auch mit frischen Produkten. Doch wer in der Nähe einer Gårdbutik (Hofladen) Urlaub macht, sollte unbedingt dort vorbeischauen, um schmackhaftes Gemüse und Obst für die hungrigen Mäuler im Ferienhaus zu erstehen. Einige Landwirte haben kleine Stände am Rande der Landstraße bei ihrem Bauernhof aufgebaut, zur ehrlichen Selbstbedienung, Wechselgeld inklusive. Fleisch gibt es beim slagter (Schlachter/Metzger), der vielleicht die köstlich duftende dänische leverpostej (Leberpastete) gerade aus dem Backofen geholt hat. Ein Brotbelag mit Suchtpotential. Liegt das Sommerhaus in der Nähe einer røgeri (Räucherei), lohnt sich ein Einkaufsstopp unbedingt. Dieser kann möglicherweise sogar etwas länger ausfallen, wenn Makrele, Hering oder Heilbutt einfach zu verführerisch duften. Gibt es einen entspannteren Genuss, als an sonnigen Sommertagen am Kai das Treiben im Hafen zu betrachten und dabei einen Fisch frisch aus dem Rauch zu genießen?
Auch Kochmuffel werden möglicherweise feststellen, dass die gemeinsame Zubereitung einer Mahlzeit mit der Familie oder Freunden im dänischen Ferienhaus großen Spaß machen kann. Dabei kommt es gerade nicht auf Küchenartistik an. Frei nach dem Motto „Kochen muss nicht kompliziert sein, nur lecker“, schmecken auch einfache und schnell zubereitete Gerichte, vor allem, wenn sie einen so vielversprechenden Namen wie brændende kærlighed (brennende Liebe) tragen, hinter dem sich Kartoffelbrei mit gebratenen Zwiebeln und Speckwürfeln verbirgt. Wer auf einen Nachtisch nicht verzichten möchte, könnte eine bondepige med sloer (Bauernmädchen im Schleier) probieren, das mit zerdrückten gegarten Apfelspalten, Preiselbeeren, zerkrümeltem Schwarzbrot und steif geschlagener Sahne im Glas serviert geradezu raffiniert daherkommt.